La Paz

Wirr im Kopf und durchgefroren kamen wir deutlich später als erwartet in La Paz an. Ich hatte mittlerweile eine Erkältung ausgebrüht, die mich die nächsten 3 Tage quälen sollte. Unser Couchsurfing-Gastgeber Freddy kam zur Rettung. Angekommen in seinem sehr minimalistischen, altmodischen und kühlen Heim zogen wir uns alles an Kleidung an, was der Rucksack hergab und machten uns zusammen auf den Weg. Prompt entdeckten wir ein kubanisches Restaurant. Sabor Cubano. Hier aßen wir zusammen zu Abend (Ropa Vieja) und lernten uns besser kennen .

La Paz ist für mich mit keiner Stadt der Welt zu vergleichen. Die Häuser sind größtenteils niedrig, viele unvollendete Gebäude säumen die Straße und jeder Quadratzentimeter wird zum comercio genutzt. Du kannst alles überall kaufen. Die Straßen sind voll mit Ständen, der Verkehr ist chaotisch und überall wuseln die verschiedensten Menschen rum. Charakteristisch sind natürlich die cholitas mit ihren breiten bunten Röcken, den langen schwarzen Flechtzöpfen und meistens einem kleinen Hut.
Was mir aufgefallen ist, dass kaum ein Mann weder Bart, noch Schnurrbart trägt und dass die Frauen in der Regel sehr viel älter aussehen, als sie eigentlich sind!

Mit Freddy ging es zur roten Seilbahn, el teleférico, einer der drei Linien, die zurzeit existieren. Neben der roten, gibt es auch noch die gelbe und grüne Linie, 3 weitere werden zurzeit gebaut und sollen einmal einen gesamten Ring um die Stadt bilden. Die Bahn wurden von Doppelmayer gebaut und sieht aus und funktioniert genauso wie ein Skilift. Es war mittlerweile dunkel und der Blick über die Stadt, der sich uns bei der Hochfahrt bot, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Unglaublich. Die Lichter zogen sich die Berge entlang, es nahm praktisch kein Ende.

Auf dem Weg nach Hause versuchte ich mich am Streetfood, genauer gesagt an einer Humita, einer leicht süßen Maismasse mit Käse und Rosinen. Mal ganz was anderes und wirklich nicht schlecht!
In der Nacht zum nächsten Tag (5.Januar) erlag ich meiner Erkältung komplett. Die Höhe machte mir auch noch etwas zu schaffen und da Jessi auch mit ihrem Asthma zu kämpfen hatte, war jeder Anstieg (und La Paz ist verdammt hügelig) ein Kampf. Aber wir waren ja nicht zum Spaß da. Mittlerweile hatten wir auch einstimmig entschieden, dass wir La Paz gänzlich der kulinarischen Vielfalt widmen wollten. „Sehenswürdigkeiten“ gibt es an sich jetzt nicht, das fröhliche Rumgewusel der gesamten Stadt allein ist sehenswert und die Anzahl der verschiedenen Küchen übertraf alle unsere (zugegeben bescheidenen) Erwartungen. In La Paz kannst du alles essen. Dass wir vor unserer Reise nach Bolivien ganz stark vor dem Konsum aller frischen Lebensmittel, Obst, Gemüse, Milchprodukte, gewarnt worden sind, verdrängten wir.
Erster Stopp war ein Imbiss mit Tucumanas, also frittierten Empanadas. Die durfte natürlich nur Jessi essen. Gefüllt waren sie mit Zwiebeln, Karotte, Fleisch und Eiern. Dazu gab es ausschließlich scharfe Soßen: Mani = Erdnuss, Pico de Gallo = Tomate und Zwiebel, Avocado und eine auf Basis von Olivenöl.
Freddy begleitete uns die große Straße El Prado entlang, an der Plaza del Estudiante vorbei, zum Parque Urbano Central hin. Wieder gab es eine atemberaubende Sicht über einen Teil der Stadt. Hier fing es dann an zu regnen (weil Regenzeit), also hüpften wir in einen Bus (1,50 bolivianos) und fuhren zur Plaza de la Iglesia San Francisco, wo sich auch der Mercado Local  befindet. Gleich daneben befindet sich im 7.Stockwerk das Restaurant Ichuri Food. Für weniger als 30 bolivianos (also keine 4 €) gab es zur Vorspeise eine Gemüsesuppe, einen Salat (optional Weißkohl mit Mayo und Zucker?!), zum Hauptgang Pique Macho (ein Durcheinander aus Pommes, Würstchen, Fleisch und Zwiebeln) und einen Schokoladenpudding. Das Preisleistungsverhältnis stimmte auf jeden Fall.

Gleich in der Nähe ist auch der Mercado de las Brujas, wo man die typischen bunten Muster sieht, Stoffe, Kleidung, Schmuck. Günstig ist hier nichts und der ganze Zirkus wird auch nur für die Touristen veranstaltet. Zum Abendessen ging es zum Mexikaner, der lustigerweise direkt neben dem Kubaner liegt.
Am nächsten Tag überließ uns Freddy uns selbst. Wir fuhren mit einem Kleinbus zur Station der gelben Seilbahn. Unterwegs musste aber eine Pause in der Bäckerei eingelegt werden. Für mich gab es Alfajores de Maicena, die ich seit Argentinien nicht mehr gesehen hatte, und Cuñapes (aus Yucca und Käse).
Die gelbe Linie ging es bis zur letzten Station hoch (es gibt nur 3), dann wechselten wir in die grüne. Jede Fahrt kostet pro Nase 3 bolivianos. Angekommen befanden wir uns im Süden der Stadt, im reicheren Teil und in der Nähe des Viertels San Miguel. San Miguel ist nicht sehenswert, ich weiß gar nicht mehr warum wir dort überhaupt hinwollten, aber der gesamte Süden, immer noch Teil von La Paz, fühlt sich an wie eine ganz eigene Stadt. Die Seilbahn führt hoch über die Berge, man fährt über die Dächer von verdammt schicken Villen. Diese Aussicht allein war die Fahrt wert.
Jessi und ich entdeckten hier auch (endlich!!!) einen gewöhnlichen Supermarkt und waren völlig hin und weg von der großen Auswahl an Produkten. Meine geliebten Mandel-Snickers und ich waren wieder vereint, wir deckten uns mit merkwürdigen Softgetränken ein um ein wenig rumzuprobieren. Darunter auch Inka Cola (Cola, aus Peru importiert) und Cocandina (Extrakt aus Cocablätter mit Zucker und Kohlensäure). Bolivien ist ein wundersames Land voller Überraschungen, in dem es alles zu essen und alles zu kaufen gibt!

Zu Mittag aßen wir asiatisch in San Miguel und fuhren mit dem Bus gut eine Stunde zurück.
Fast forward zum Abendessen: In einem (ich glaube) Kettenrestaurant gab es Empanadas, Cuñapes und die sehr typischen (warmen und dickflüssigen) Getränke auf Maisbasis Api und … Mist habe ich vergessen. Aber ich werde es hier nachtragen, wenn ich Freddy gefragt habe.

Wieder einmal gingen wir seeehr satt ins Bett. Nachts war uns übrigens immer kalt. Das half meiner Erkältung natürlich richtig gut. Am nächsten Tag sollte es dann eigentlich nach Copacabana gehen, aber das Wetter war grausam, ich konnte vor Rotz kaum mehr sprechen und… naja wir hatten irgendwie keine Lust. Stattdessen fuhren wir nach Rurrenabaque. Und dort, meine Freunde, erlebten wir ein richtiges Abenteuer. Dazu im nächsten Post mehr.

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