Iquique & Arica

Fortsetzung:

Jessi und ich taten während der Busfahrt von Calama nach Iquique die ganze Nacht kaum ein Auge zu. Wir fuhren merkwürdige Wege lang, teilweise aus Sand, hielten immer mal wieder und bei der Ankunft in Iquique schauten sich ein paar Passagiere sehr genau um, so als würden sie wirklich etwas mitnehmen wollen, was jemand anderes vergessen hatte. Das kann man sich natürlich auch anders erklären, muss ja nicht gleich ein potenzieller Dieb gewesen sein, aber wir waren ganz einfach alarmiert und vorsichtig. Besser wurde es in Iquique aber nicht: der Sicherheitsmann am Bahnhof kam schnurstracks auf uns zu und erklärte, dass wir unter keinen Umständen den Bahnhof verlassen durften. Weder loslaufen noch ein Taxi nehmen solange es dunkel war. Wir merkten schnell, dass der gesamte Bahnhof mit Touristen, aber auch Ortsansässigen, ganzen Familien gefüllt war, die auf den Sonnenaufgang warteten. Kaum jemand nahm ein Taxi, einige sahen aus als würden sie bereits die ganze Nacht warten.

Um 7 Uhr wurde es endlich hell, die Haupteingangstür wurde geöffnet und damit durften auch wir loslaufen. Jessi und ich liefen zusammen mit 3 anderen Touristen in Richtung Bolivia Town los. Dort angekommen mussten wir aber feststellen, dass nichts nach La Paz fuhr. Dafür aber nach Oruro und Cochabamba, beides Städte in Bolivien, die wir nicht besuchen wollten (meine Schwester war dort und hat uns davon abgeraten). Es fuhren nicht mehr Busse, da Sonntag war. Wir wussten nicht so richtig wohin mit uns, alles hatte geschlossen und es war Sonntag.

Sonntage und Feiertage sind die Feinde des Reisenden!

Die anderen drei aus unserer Gruppen wollten den 9 Uhr-Bus nach Arica nehmen, also wieder eine chilenische Stadt, die größer als die vorherige war und von wo aus bestimmt ein Bus nach La Paz fahren würde. 7000 pesos um aus einem Loch ins wahrscheinlich nächste Loch zu fahren…
Was mich dabei am meisten wurmte, war, dass wir Calama, Iquique und Arica vorher nicht eingeplant hatten (weil es dort nicht viel gibt und man uns als Touristen nicht wirklich Laune für macht mit den ganzen Sicherheitshinweisen), notgedrungen besuchten und diese Städte dann nicht einmal richtig kennenlernten, weil es immer schnellstmöglich raus gehen sollte. Bolivien tut aber auch so hard to get.

Schlussendlich nahmen wir den Bus nach Arica und endlich endlich sollten wir die magischen Worte „Colectivos a La Paz“ hören.
Wir kamen nach 4 Stunden Busfahrt in Arica an. Es war früher Nachmittag, wir zogen uns am Bahnhof um, ließen unsere Rucksäcke im Gepäckraum und liefen los um etwas zu essen zu finden. Die Tickets nach La Paz hatten wir da natürlich schon gekauft. 23.30 war Abfahrt, 15.000 pesos kostete es.
Wir hatten also den Rest des Tages in Arica, wo wir gut aßen und am Strand rumlagen. Die Strandpromenade ist wirklich schön! Die Stadt ist wohl auch ein beliebter Ferienort von den Chilenen selbst. Am Abend ging es zurück zum Busbahnhof und dann auch endlich in den Bus. Wir stellten uns auf eine lange, mühsame Reise ein. Die Grenze zwischen Chile und Bolivien wird von der westlichen Kordillere der Anden markiert (bis zu über 6000 Meter!!!). Da musste wir rüber und durch.

Im Bus schliefen wir sehr schnell ein, nur um nur 2 Stunden später von stechenden Kopfschmerzen aufzuwachen. Schon zu Beginn der Reise hatte ich mit der Höhe zu kämpfen. Jessi verabreichte mir eine halbe Schmerztablette. Wieder schlief ich ein um mit noch schlimmeren Schmerzen kurz darauf wieder aufzuwachen. Um 5 Uhr das gleiche Spiel, wieder eine halbe Tablette. Mittlerweile waren wir an der Grenze angekommen (die übrigens erst gegen 8-9 Uhr öffnet, also mussten wir warten), der Motor wurde ausgeschaltet und die eisige Luft wehte durch alle Spalten und Ritzen des Busses zu uns herein. Die Busfahrer verteilten dicke Wolldecken, die das Warten ein wenig erträglicher machten. Zu meinen Kopfschmerzen war Übelkeit hinzugekommen, dann noch die Kälte. Ach, das macht doch Spaß! Wir mussten einmal am chilenischen und einmal am bolivianischen Grenzpunkt mit all unseren Habseligkeiten aussteigen, alles vorzeigen und irgendwann bin ich einfach nur noch in den Bus zurück gehumpelt, mir war mittlerweile alles egal, auch wo mein Rucksack gerade blieb. Schlussendlich erbarmte Jessi sich über mir und gab mir eine stärkere Tablette, die mich derart ausknockte, dass ich den Rest der Reise nicht mehr mitbekam.

 

 

 

 

 

 

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